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Lieblingshosen nähen
Lieblingshosen nähen
Hast du dir schon einmal eine Hose genäht und die war dann nur für das Home-Office geeignet? Du denkst dann, dass es eben nicht geht. Das ist total schade, weil Hosen nähen gar nicht so schwierig ist. Es ist mir ganz wichtig, dass du verstehst, warum dir deine selbst genähten Hosen nicht passen. Ich habe schon einige Frauen erlebt, wie sie ins Strahlen kommen, wenn sie eine Hose mit einem angepassten Schnittmuster nähen. Sie sind stolz und zeigen sich selber gerne in der Öffentlichkeit. Außerdem ist damit der Weg frei für Kreativität.
Inhaltsverzeichnis
Eigentlich weißt du schon, wie korrektes Vermessen geht und trotzdem wollen die Hosen nicht sitzen. In deinem Kopf geistern zwei Möglichkeiten herum: entweder ist das Schnittmuster schlecht, oder du hast eine Problem-Figur. Vielleicht aber auch beides.
Es kursiert auch die Geschichte, dass ein Schnittmuster nach einer Norm Figur erstellt wird, meistens eine 38-er Figur. Dies wird dann in die anderen Größen, mit bestimmten Zugaben, hochskaliert. Die böse Industrie will uns etwas verkaufen, was nicht geht.
Aber…so einfach ist das nicht. Die Wahrheit: wir alle sind individuelle Wesen und das ist doch erst mal super 🙂
Grundlage für Schnittmuster sind Zahlen, z.B ein Hüftumfang von 98 cm. An dieser Zahl kann überhaupt nicht berücksichtigt werden, ob die Figur irgendwo Pölsterchen hat und wie die Form an sich ist.
Genauso auch die Oberschenkel – wenn sie ein bisschen kräftiger sind, kommst du gar nicht erst in die Hose hinein. Und das obwohl deine Hüftweite mit dem Schnittmuster übereinstimmt.
Eine weitere Rolle spielt die Haltung – hast du z.B. ein nach vorne gekipptes Becken? Manche haben X- oder O- Beine.
Diese Haltungsabweichungen können auch minimal sein. Du musst dir dessen noch nicht einmal bewusst sein. (Abweichungen von der Normfigur – fragt sich nur, wer die hat?)
Wenn du deine Hose das erste Mal anprobierst, kommt der erste Schock. Die Form ist merkwürdig, deine Figur kommt ungünstig zur Geltung und du weißt gar nicht was los ist. Dabei hattest du schon das Traumbild vor Augen. Deshalb nähe ich selbst gerne Probehosen aus einem einfachen Nesselstoff. Auch da kommt bei der Anprobe keine Begeisterung auf, aber du hast gar nicht erst die Illusion einer schönen Hose. Schon gar nicht mit dem billigen, beigen Nesselstoff. Hier geht es nicht um Schönheit, sondern ausschließlich um Passform.
An der Probehose kannst du sehr schön sehen „wo die Hose hin will“.
Am besten geht das mit Selfies von allen Seiten. Die Bilder erzeugen einen gewissen Abstand, das ist ganz anders, als in den Spiegel zu gucken. Im Spiegel kannst du dir alles schöner, oder auch schlimmer denken. Auf dem Foto siehst du wirklich alle Falten und kannst dann festlegen wo geändert werden muss. Natürlich ist der erste Anblick in diesem sackartigen Nesselmodell nicht so angenehm, aber du bist viel freier daran herum zu probieren. Wenn du an bestimmten Stellen Weite dazugeben musst, kannst du einfach ein Stück Stoff ansetzen. Das würde bei einer Hose aus einem schönen, wertvollen Stoff ganz schön doof aussehen. Und ganz wichtig: du bekommst ein tieferes Verständnis für deine Figur.
Ein Tipp: Fotografiere dich von allen Seiten in einer gekauften Hose und schau mal, wo sich Falten bilden. Diese geben dir mehr Hinweise zu deiner Figur, als wenn du nur in den Spiegel siehst.
An der Probehose wird Schritt für Schritt angepasst. Das geht nicht schnell, aber dafür weißt du anschließend wie deine Figur ist und kannst bei weiteren Modellen schon vor der Probehose direkt am Schnittmuster anpassen. Außerdem verstehst du absolut, wie ein Hosen-Schnittmuster aufgebaut ist. Ich habe erfahren, dass selbst Hobby-Schneiderinnen, die schon Unterwäsche genäht haben (was ja auch nicht gerade easy ist) Angst vorm Hosen nähen haben.
An der Probehose gibst du beim Zuschneiden an den Seiten-und Innenbeinnähten mindestens 2 cm Nahtzugabe dazu, besser sind 3 cm. Oben in der Taille haben sich 6 cm bewährt. Damit hast du genügend Spielraum, um am Ende deine perfekte Taillen-Linie festzulegen. Es kann nämlich sein, dass die Hose durch die Anpassungen vorne oder hinten tiefer „rutscht“ und dann fehlt dir oben ein Stück.
Einen Saum brauchst du bei der Probehose nicht, im Gegenteil, es ist gut, wenn sie unten nicht aufliegt. Wenn das Hosenbein locker nach unten hängt, staucht sich nichts und du siehst nur die Falten, die dir Hinweise geben, wo du ändern musst.
Die Gründe für ein nicht passendes Schnittmuster liegen nicht an deiner Figur, von der du vielleicht glaubst, dass sie nicht schön genug ist. Es ist genau umgekehrt, wenn die Hose gut sitzt, sieht deine Figur auch schön aus. Wenn du diesen Gedanken-Dreher erst einmal verinnerlicht hast und dein Schnittmuster an dich anpasst, hast du am Ende Hosen, in denen du dich wohl und schön fühlst und damit ganz anders wahrgenommen wirst.
Ok, immerhin bieten manche Schnittmuster-Verlage Lang-und Kurzgrößen an, aber die Langgrößen z.B. hören bei 175 cm auf, also alle die größer sind gehen leer aus
Eine breite Hüfte bedeutet meistens, dass der Po flacher ist, dadurch ist hinten zu viel Weite, die dann an den Seiten fehlt.
Diese können auch minimal sein, also so, dass du dir dessen nicht bewusst bist
Der erste Schritt für einen guten Start in die Welt des Hosen Nähens ist das richtige Schnittmuster. Worauf du dabei achten musst und wie du erste Anpassungen machst, siehst du in der kostenlosen Anleitung – “Wie du ein gutes Hosen-Schnittmuster findest” 👇